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Kindesunterhalt & Obsorge: Interview mit Vater & Anwalt

Andreas ist Vater und Anwalt. Passend zum HeForShe Vienna Schwerpunkt zu Care-Arbeit und Kindesunterhalt und -obsorge haben wir mit ihm über seine Erfahrungen zum Thema Obsorge und Arbeitsaufteilung bei geschiedenen Eltern gesprochen.


(c) Marlene Rahmann



1. Du bist selbst Vater - auf welche Hindernisse bist du beim Thema Kinderobsorge gestoßen?


Kinderbetreuung durch Männer ist in der Arbeitswelt oft nicht akzeptiert, in meinem Berufsumfeld war das auch problematisch. Es ist öfter vorgekommen, dass mir dann von Kollegen gesagt wurde, „Wenn du jetzt nach Hause gehst und lieber Zeit mit deinen Kindern verbringst, dann ist das eben so, deine Entscheidung“ – und gemeint war, von dir erwarte ich mir eigentlich etwas ganz anderes.



2. Was ist der Unterschied zwischen Obsorge und der Frage, wo das Kind wohnt? Hängen diese Dinge zusammen?


Obsorge ist die rechtliche Erlaubnis zur Vertretung inklusive Pflicht zur Fürsorge. Der gewöhnliche Aufenthalt ist dann aber situationsabhängig. Üblich ist heutzutage gemeinsame Obsorge beider Eltern, auch im Scheidungsfall, das Kind wohnt dann aber meistens trotzdem überwiegend bei einem der Elternteile.



3. Wo siehst du Probleme in der Obsorge-Aufteilung zwischen Vätern und Müttern?


Leider ist es so, dass viele Väter die Aufteilung von Betreuungszeiten vor allem als Chance sehen, ihre Unterhaltsverpflichtungen zu minimieren. Sprich, wenn der Vater die Kinder öfter sieht, muss er weniger zahlen. Oft wird dann herumgerechnet, was einem mehr kostet: die Kinderbetreuung, die organisiert werden muss, oder der Unterhalt. Natürlich ist das nicht immer so, aber es kommt vor.



4. Es gibt viele Väter, die sich beschweren, sie hätten zu wenige Rechte. Wie siehst du das?


Rechte wären da, man muss sich halt darum kümmern. Grundsätzlich ist es nicht so, was ja oft behauptet wird, dass das System Mütter blind bevorzugt. Väter haben durchaus Rechte, auf die sie bestehen können, sie müssen nur selbst die Verantwortung dafür übernehmen, jene auch einzufordern und dann tatsächlich danach zu handeln.



5. Wie könnte man das System verändern, um es gleichberechtigter zu machen?


Kinderbetreuung muss als Arbeit akzeptiert werden, egal wer es macht. Die Gesellschaft macht sich zu viele Gedanken darüber, wie man möglichst rasch wieder in den Beruf einsteigen kann und entwertet damit implizit die Kinderbetreuung durch Eltern. Und da haben Männer dann ellenbogentechnisch die Nase vorn, beim Vermeiden dieser eigentlich sehr wichtigen Tätigkeit, dessen Wert halt gesellschaftlich oft nicht ausreichend akzeptiert wird.


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